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Nun geht es endlich los mit der Reiserei! Auf Nimmerwiedersehen Juárez und Hallo México!
Meine erste Station in Richtung Süden sollte eine altbekannte sein: In Chihuahua fand am Tag nach dem Ende meines Praktikums nämlich ein grosses Musikfestival mit alternativen Bands statt. Ursprünglich die Idee meiner Arbeitskollegin Ruby und mir, gesellten sich dort auch noch Ricardo und Karly zu uns. Der Abend sollte mir nicht nur wegen der tollen Lieder in Erinnerung bleiben, sondern auch wegen des nasskalten Wetters, das ordentlich auf die Stimmung drückte. Immer noch nur mit meinen leichten Turnschuhen unterwegs, versuchte ich vor dem Konzert vergeblich noch ein Paar Gummistiefel aufzutreiben. So mussten schliesslich wiederum zwei Plastiksäcke in den Socken als Alternative herhalten.
Auf der Bühne ging’s heiss zu und her…
… im Publikum froren wir aber ordentlich
Die Musik gefiel sehr gut – eine willkommene Abwechslung nach der Dauerbeschallung mit traditionellen Mexikanischen Liedern während der vorherigen zwei Monate. Der Abend dauerte jedoch auch extrem lange, was meinem Rücken leider nicht gerade zugute kam. Dies ging so weit, dass ich schliesslich sogar für den lang ersehnten Lieblingssong der letzten Band aussetzen musste (zum Nachvollziehen hier klicken ).
Gemeinsames Aufwärmen durch Tanz
Nach einer relativ kurzen Nacht im abgelegenen Haus von Ricardos Grossmutter ging es am nächsten Morgen für Ruby und mich weiter zum Flughafen von Chihuahua. Dass wir die folgende Woche zusammen verbringen würden hatte folgenden Grund: Auf dem Trip nach Mazatlán hatte Charlie (einer der Chefs bei Alprema) während seiner Schwärmerei vom Meer behauptet, dass Ruby dieses in ihrem Leben noch nie gesehen hätte. Mehr aus Witz als Ernsthaftigkeit bot er mir daher ihre Freistellung für eine Ferienwoche an, sollte ich sie an einen Strandort mitnehmen. Und so kam es, dass wir nach einigem Hin und Her – die Mexikaner nehmen es mit ihren Versprechen nicht besonders genau – tatsächlich gemeinsam den Flieger nach Guadalajara bestiegen. Von dort aus ist es nämlich nur noch einen Katzensprung bzw. fünf Autostunden bis zur wunderbaren Küste des Staates Nayarit, die ich umbedingt entdecken wollte.
Kurzer Stopp um sich die Füsse zu vertreten
Zur Bewältigung dieses Katzensprunges mietete ich am Flughafen also einen Wagen, mit dem wir uns sogleich ins Verkehrschaos von Guadalajara stürzten. Auf dessen Strassen wollte mich die Navigation dann sogleich mal über eine permanent gesperrte Autobahnauffahrt leiten. Irgendwie schafften wir die Fahrt durch Stadtverkehr, Platzregen und Dschungelwege schliesslich doch noch und erreichten bei leichtem Niesel und angenehmen Temperaturen das beschauliche Küstendörflein Chacala.
Angenehme Mischung aus Hitze und Feuchtigkeit in Chacala
Neues Lieblingsgetränk: Jugo Verde
Der Frieden dort währte aber leider nur kurz. Während ich nämlich aus dem gefährlichen Juárez hierher geflüchtet war, ist mir der noch gefährlichere Hurrikan Willa vom Pazifik her entgegengekommen. Dies erfuhr ich praktischerweise dann, als sie in der Unterkunft gerade dabei waren, Kühlschränke und Backofen zu evakuieren. Etwas panisch überlegte ich, wie der vermeintlichen Katastrophe zu entkommen wäre. Meine grösste Angst war dabei nicht, den Sturm direkt am Meer zu verbringen, sondern vielmehr wegen des Strassenzustandes dort stecken zu bleiben. Den rettenden Ausweg sah ich schliesslich darin, bereits einen Tag früher als geplant ins südlichere Städtchen Sayulita zu fahren. Dort wäre im schlimmsten Fall auch die Notversorgung besser.
Der vorhergesagte Verlauf des Hurrikanes: Chacala befindet sich südlich von San Blas
Es kam dann jedoch alles weit weniger schlimm als befürchtet. Der Hurrikan verfehlte meine Position (wie richtig prognostiziert worden war) und kollabierte bei der Ankunft an Land schliesslich ohne grossen Schaden angerichtet zu haben. Wir in Sayulita mussten zeitweise ohne Wasser und Strom auskommen, hatten aber dennoch ein Fest: Weder die Surfer noch die Bartender liessen sich wegen eines bisschen Windes und Regens von ihrer Arbeit abhalten.
Morgen des Hurrikans: Kaffee und Omelette mit Blick auf Surfer
Nach ausgestandener Schlechtwetterlage riss die Wolkendecke am folgenden Tag endlich auf und liess Sayulita wieder im gewohnten Glanz erstrahlen. Ähnlich dem Frühlingsbeginn in der Natur kam mit der Rückkehr des Sonnenlichts wieder Leben und Farbe in die Strassen des Städtchens.
So sehen Ferien aus!
Da sich auch endlich die Grösse der Wellen wieder normalisiert hatte, wagte ich mich nun erstmals seit langem wieder auf ein Surfbrett. Eine erste Session in den frühen Morgenstunden war dabei mit Abstand die Erfolgreichste und im Nachhinein hätte ich es auch gleich dabei belassen sollen. Gegen den Nachmittag sank nämlich der Wasserstand gezeitenbedingt und legte dabei den mit spitzigen Steinen gespickten Meeresgrund frei. Trotzdem legte ich mich noch weitere drei Male aufs Brett und nutzte dabei meine Füsse jedes Mal weiter ab. Die Quittung dafür erhielt ich erst am folgenden Morgen, an dem die Füsse dermassen schmerzten, dass jede Bewegung im aufrechten Gang zur Tortur wurde. Als Bonus hatte ich mir auch noch ordentlich die Visage verbrannt, weshalb sich zu den Schmerzen zuunterst am Körper noch weitere ganz oben gesellten. Damit war definitiv nicht mehr an Surfen zu denken und wir beliessen es bei einem schmerzhaften Strandspaziergang.
Sayulita hat auch für nicht-Surfer was zu bieten
Ein Banksy an Mexikos Küste?
Nach durchzogenen Erfahrungen in Sayulita (den Ort trifft dabei keine Schuld) begaben wir uns schliesslich auf die Rückfahrt nach Guadalajara. Als wären die Füsse nicht schon genug der Plage gewesen, spriessten nun plötzlich auch noch grosse Blassen auf meinem rechten Oberschenkel. Offenbar hatte ich im Wasser unbewusste Bekanntschaft mit einer Qualle gemacht. Nach Ankunft in der Grossstadt ging’s daher gleich mal ins Spital. Die Vorurteile und Ängste davor ein solches überhaupt zu betreten erwiesen sich jedoch als absolut unzutreffend. Besser noch: in derselben Zeit, in der ich in der Schweiz erst das Formular ausgefüllt hätte, stand ich mit Rezept bereits wieder auf der Strasse. Den letzten Abend meiner Ferienwoche mit Ruby liessen wir schliesslich bei einem traditionellen Carne en su Jugo ausklingen.
So einfach und doch so lecker: Carne en su Jugo
Am Samstag gingen wir die Dinge abermals locker an. Gemütliches Frühstück, durch die Strassen schlendern und die grünen Pärke geniessen. Gegen den Nachmittag begaben wir uns dann in Richtung Flughafen, wo ich mich von Ruby verabschiedete, weil sie zurück nach Juárez musste.
Letzte gemeinsame Momente bevor Ruby auf den Flieger musste
Damit endeten die Abenteuer zu zweit und von nun an war ich auf mich alleine gestellt. Kein Problem in einer wunderbaren Stadt wie Guadalajara, doch mehr dazu dann nächste Woche…
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