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Erste Routinen

Nach der stürmischen ersten Woche voller neuer Eindrücke formten sich ab der zweiten bereits erste Routinen. So befinde ich mich beispielsweise – entgegen meiner anfänglichen Befürchtung, hier kaum Sport treiben zu können – beinahe jeden Tag im Kraftraum um der Trendsportart “Crossfit” nachzugehen. Diese vereint ehemalige Stubenübungen wie Hantelheben und Liegestützen unter einem Dach und dem Grundsatz, an die körperlichen Grenzen zu gelangen. Dazu gekommen bin ich dank Freunden meines Mitbewohners, die mich ohne zu Zögern zum Gewichtstemmen und Rundenrennen mitgenommen haben. Diese regelmässige körperliche Betätigung gefährdet geradezu mein Ziel, hier in Mexiko einige Pfunde dazu zu gewinnen.

Fitness Crossfit nach mexikanischer Art

Dass dem nicht so ist, verdanke ich wiederum einer anderen Routine: Allmorgendlich um Punkt 8.40 Uhr wandert das Ingenieurteam vom Bürostuhl zur anderen Strassenseite. Dort befindet sich nämlich Rosys winzige Küchentheke, hinter jener köstliche Burritos, Quesadillas und weitere Variationen von Tortilla (Fladenbrot) und Füllungen hergestellt werden. Dank zweier solcher Portionen lässt es sich ohne Probleme bis zum nächsten Festmahl um 13.20 Uhr ausharren. Dann nehmen mich die Mitarbeiter jeweils mit zu Essensgelegenheiten weiter ausserhalb der Firma. So bin ich bisher in den Genuss von mexikanischen Spezialitäten wie Colita de Pavo (Hinterteil des Truthahns), Caldo de Res (Rindfleischsuppe) und Tacos con Tripitas, Ojos o Lengua (Kuttel-, Augen- oder Zungenfüllung). Wirklich interessant, wie sorgfältig die Mexikaner mit den tierischen Überresten umgehen: Eine Bewegung wie jene von “Nose to Tail” in der westlichen Welt ist hier undenkbar – die Mexikaner kämen gar nie auf die Idee, die Innereien fortzuwerfen.

Barbacoa Tacos con Barbacoa (alles Mögliche gemischt) zum Frühstück Tacos Tacos mit allem Möglichem zum Zmittag: Bistek, Tripita, Lengua, al Pastor

Nach all dem Genuss wäre es mal Zeit, über ernsthafteres zu sprechen. Beispielsweise meine Arbeit. Wie letzte Woche bereits erwähnt, stellt die Firma Automationsmaschinen her für die Produktionsstrassen der grossen Industrienamen. Solch eine Maschine soll die Ausführung von meist nicht mehr als ein, zwei Arbeitsschritten erleichtern. Zum Beispiel soll ein Airbag für Autos präzise aufgerollt werden. Um danach an einer anderen Maschine manuell Klebebänder anzubringen. Ein Gerät, das bei letzterem helfen sollte, ist nun meine Arbeit. Dazu arbeite ich hauptsächlich am Computer und verlasse diesen gelegentlich, um bei bestehenden Maschinen auf dem unteren Stock Mass zu nehmen (oder beim Kiosk was Süssen kaufen zu gehen).

Design1 Mein typisches Blickfeld während acht Stunden täglich Design2 Typische Bauteile, welche die Firma herstellt, um grössere Maschinen zu bauen Design3 Vorbild der Maschine, die ich entwerfen sollte

Am Freitagnachmittag sagte ich relativ spontan ja zu einem Wochenendausflug mit meinem Arbeitskollegen Ricardo. Noch am selben Abend gesellte ich mich also zu seiner Familie ins Auto in Richtung der südlichen Nachbarstadt Chihuahua. Diese erreichten wir erst spät in der Nacht und legten uns bald darauf schlafen im Haus von Ricardos jüngstem Onkel (von 13). Am nächsten Tag ging es sogleich weiter mit Familienbesuchen: Auf dem Weg von Chihuahua nach Cuauhtémoc, dem Ziel unserer Fahrt, klapperten wir weitere Verwandte mütterlicher- und väterlicherseits ab. Nach manchen ermüdenden Besuchen – bei denen ich jeweils kaum verstand, worum sich die Gespräche drehten – erreichten wir am späteren Nachmittag endlich die Cabaña, welche mich ein wenig an Hanses Domizil ausserhalb von New York erinnern.

Auto Ricardo, der unermüdliche Chauffeur Pool Füsse kühlen nach der Ankunft; leider war es zu kalt für ein Ganzkörperbad

Und damit zum Ziel des Ausflugs: Um die Familie zusammenzuführen, wollten einige der vielen Onkel am Sonntag an einem Fahrradrennen teilnehmen – inklusive mir und Ricardo. Die vielen Besuche dienten unter anderem dazu, ein Fahrrad und Ausrüstung für mich aufzutreiben. Was für ein Glücksfall, dass ich hier meiner geliebten Sportart nachgehen können würde! Und so fanden wir uns am Sonntagmorgen früh also am Start des Rennens wieder. Diese Möglichkeit, ordentlich Dampf abzulassen, kam für mich gerade zum richtigen Zeitpunkt. Der Verlust von Grossmami und einige Probleme vor Ort hatten mir zuvor ziemlich zugesetzt. Jedenfalls gab ich ordentlich Gas und konnte die 60 Kilometer durch abwechslungsreiches Gelände (alles von der Strasse bis zur Flussdurchquerung) in knapp drei Stunden abspulen.

VeloAnAuto Aerodynamisch sieht wahrscheinlich anders aus Zieleinfahrt Zieleinfahrt nach erschöpfenden 60 Kilometern Rennfahrer Ricardo und ich stolz nach dem Rennen

Nach dem Rennen kamen alle beteiligten Onkel mit jeweiliger Familie in unserer Cabaña zusammen für ein traditionelles Carne Asada. Dessen Zubereitung ist denkbar einfach: Auf den Holzkohlegrill lege man dünne Scheiben Rindfleisch, die danach in Tortillas mit feinen Saucen und Zutaten genossen werden. Wiederum wurde ich sehr herzlich aufgenommen und hatte einen super Nachmittag. Den Abschluss dieses fantastischen Wochenendes bildete die sechsstündige Rückfahrt im beklemmend engen Auto von Ricardo. Trotz resultierender Beinschmerzen würde ich noch die ganze nächste Woche von diesem Energieschub profitieren können.

Familienfest1 Carne Asada erfordert trotz einfachem Rezept eine erfahrene Hand in der Zubereitung Familienfest2 Finde den Schweizer! Glace Kleiner Genuss zwischendurch auf der engen Rückbank


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